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01.02.2021

Breite Unterstützung für das Positionspapier

Im Rahmen eines Parlamentarischen Abends stellte die Wirtschaftsinitiative Smart Living (WI SL) ihre Handlungsempfehlungen für den Aufbau einer zukunftsfähigen digitalen Infrastruktur vor.

Bild: ArGe Medien im ZVEH

Ein großer Teil an Wohngebäuden hierzulande ist nur unzureichend für die digitale Zukunft gerüstet. Mängel in der Elektro-Infrastruktur zeigen sich in Form veralteter Zählerschränke oder Elektroleitungen. Welche Weichen muss die Politik jetzt stellen, um das vernetzte Haus der Zukunft zu ermöglichen und so auch die Energie- und Verkehrswende voranzutreiben? Antworten darauf gibt das von der Wirtschaftsinitiative Smart Living (WI SL) erarbeitete Positionspapier „Wohnen in Gebäuden der Zukunft – Anforderungen an eine digitale Infrastruktur“, das vergangene Woche im Rahmen eines Parlamentarischen Abends vorgestellt wurde. Anwesend waren die Bundestagsabgeordneten Daniel Föst (FDP), Timon Gremmels (SPD), Mechthild Heil (CDU/CSU), Christian Kühn (Bündnis 90/Die Grünen) und Erwin Rüddel (CDU/CSU).

Smarte Technologien flächendeckend nutzen
„Der Gebäudesektor trägt maßgeblich zum Gelingen der Energiewende bei“, betonte Ingeborg Esser, Leiterin des Strategiekreises der WI SL und Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (GdW): „Gebäudeautomation (GA) und Energiemanagement (EM) können einen großen Beitrag zur geplanten CO2-Reduzierung leisten und sind Schlüssel zur Lösung weiterer Herausforderungen unserer Zeit.“ Derzeit fehle es jedoch an vielen Stellen an einer zukunftsfähigen digitalen Infrastruktur, um die Vorteile smarter Gebäudetechnologien flächendeckend nutzen zu können.

Bislang ist Gebäudeautomation im Wohnungsbau wenig verbreitet. Auch das Potential von Smart-Health-Lösungen wird kaum genutzt, allenfalls kommen einzelne Gesundheits-Apps zum Einsatz, die keinen ausreichenden Datenschutz bieten. Beim Thema Wohnsicherheit gibt es ebenfalls noch viel Luft nach oben – über 70 Prozent der Wohnungen verfügen aktuell nicht über eine spezielle Sicherheitstechnik.

Digitale Infrastruktur im GEG verankern
„Um Bestandsgebäude und Neubauten fit für die Zukunft zu machen, benötigen sie eine digitale Infrastruktur, mit der Bewohnerinnen und Bewohner Geräte, Produkte und Dienste unterschiedlicher Anbieter nutzen können. Dazu sind interoperable Plattformen erforderlich“, erläuterte Hans-Georg Krabbe, Leiter des WI SL-Lenkungskreises. Die WI SL empfiehlt daher, die Entwicklung der digitalen Infrastruktur auf Basis verteilter Plattformen im Gebäudeenergiegesetz (GEG) zu verankern.

In Gesetzen und Verordnungen sollten Gebäudeautomation und Energiemanagement nach Ansicht der Wirtschaftsinitiative zudem als Maßnahmen zur CO2-Reduzierung berücksichtigt werden. Eine Ansicht, die auch Timon Gremmels (SPD) teilte: „Smart Living ist nicht ‘nice to have‘, sondern die Grundlage für Effizienzsteigerungen im Gebäude und damit für die Erreichung der Klimaziele. Im GEG muss das Thema smarte Steuerung eine zentrale Rolle einnehmen. Ich kann mir vorstellen, dass im Zuge einer GEG-Novellierung die Gebäudeautomation in Zukunft stärker gefördert wird.“

Auch Christian Kühn, Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik der Bündnis 90/Die Grünen-Fraktion, sprach sich für eine GEG-Anpassung aus und erklärte, dass „deutlich mehr Geld für smarte Lösungen bei Gesundheitsanwendungen und Energieeffizienz im Gebäude in die Hand genommen werden muss.“ Der Einsatz von Gebäudeautomations- und Energiemanagementsystemen scheitert in der Praxis bislang häufig daran, dass Vermieter die Investitionskosten tragen, während ihre Mieter von den geringeren Heizkosten profitieren. „Um dieses Investor-Nutzer-Dilemma aufzulösen, regen wir ein ,digitales Nebenkostenrecht‘ an“, so Ingeborg Esser. Kosten für GA-Systeme und Breitbandnetze im Gebäude sollten daher künftig über die Betriebskosten abrechenbar sein.

Nebenkostenrecht reformieren
„Das Nebenkostenrecht braucht dringend eine Reform, damit die Grundlagen für weitere Energieeffizienzmaßnahmen im Gebäudesektor geschaffen werden“, erklärte Daniel Föst, bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Er mahnte zudem an, dass „Datenschutz nicht zum Fortschrittsverhinderer werden darf.“ Die WI SL fordert, die Modernisierung von Elektroschaltschränken, Zählerplatzanlagen und Schutzeinrichtungen sowie deren Bestandsaufnahme und passende Beratungen zu fördern. Auch einbruchschützende Sicherheitstechnik sollte im Neubau für eine Förderung zugelassen werden.

Mechthild Heil (CDU/CSU), Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen, unterstrich die Bedeutung des Gebäudebestandes für die Klimaziele. Es seien weiterhin Mittel der öffentlichen Hand notwendig, um die oft sehr unterschiedlich gestalteten Gebäude modernisieren zu lassen. Zudem ist aus Sicht der WI SL eine Ausweitung förderfähiger Maßnahmen des KfW-Programms „Altersgerecht Umbauen“ auf digitale Software-Lösungen zur Erkennung kritischer Situationen erforderlich. Erwin Rüddel (CDU/CSU), Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Gesundheit: „Smart Living kann den Wunsch älterer Menschen unterstützen, länger in ihrem Zuhause wohnen zu bleiben. Gleichzeitig spart jeder Monat, den ältere Menschen später in das Pflegeheim kommen, den Pflegebedürftigen beziehungsweise ihren Angehörigen viel Geld.“ Und um die umfangreiche Digitalisierung des Gebäudesektors umzusetzen, braucht es Fachkräfte: Auch hier zeigt das Positionspapier, an welchen Stellschrauben für die Qualifizierung gedreht werden muss.

Quelle: ZVEH

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